
Die wechselvolle Geschichte eines renaissancezeitlichen Häufebechers
Referenten: Nuray Amrhein M.A., Dipl. Rest. Karl Tobias Friedrich, Dr. Marcus Leifeld
Eintritt frei
Anlässlich des internationalen Tages der Restaurierung präsentiert das MAKK ein interdisziplinäres Projekt. Zunächst erhalten Sie Einblick in die Ergebnisse der Restaurierung eines kunsthistorisch bedeutenden Renaissancebechers und der damit einhergehenden Entdeckungen. Anschließend berichten die Kunsthistorikerin Nuray Amrhein und der Historiker Marcus Leifeld über die Untersuchungen zur Provenienz des Objektes.
In den überreichen Sammlungen des MAKK findet sich seit mehr als 80 Jahren ein ganz singuläres, kunsthistorisch bedeutendes Objekt – ein 14,5 cm hoher Häufebecher mit Deckel. Der Becher wurde im ausgehenden 16. Jahrhundert in Nürnberg aus getriebenem, teils graviertem, teils gegossenem Silber hergestellt und feuervergoldet. Besonders hervorzuheben sind vor allem die farbigen, umlaufend gefassten Darstellungen der sieben Planetengötter der Kuppa, die als Amelierungen, also in einer Technik der Hinterglasmalerei, hinter sehr reinem Bergkristall gesetzt wurden. Nach aufwendigen Analysen von Mikroproben der Farblacke sowie der Metalle, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der TH Köln erfolgten, liegen genaue Kenntnisse über das Original und über spätere Zusätze vor.
Weitere Untersuchungen zur Herkunftsgeschichte erfolgten nun jüngst, als der Blick auf auffällige Eintragungen im Inventarbuch zum Zugang des Objektes im Jahr 1938 fiel. Mit 15.000 RM ist der Wert des Bechers dort ungewöhnlich hoch angesetzt, dieser zudem zunächst als Ankauf, dann nachträglich als Schenkung des Luzerner Kunsthändlers Theodor Fischer (1878-1957) ausgewiesen und der Wert auf einer separaten Leihgaben-Liste mit 16.000 RM angegeben. Fischer gilt als einer der zentralen Figuren beim Handel mit NS-Raubkunst in der Schweiz.[2] Die Erforschung der Herkunft des Bechers brachte eine ganz außergewöhnliche und weitverzweigte Geschichte zutage.